am ersten Juli Wochenende war unsere Tristar-Athletin Nadine Scherübl bei den IRONMAN European Championship am Start. Sie absolvierte ihre 2. Langdistanz sehr erfolgreich und konnte sich für die IRONMAN World Championship in Hawaii qualifizieren.
Anders als erhofft ging es körperlich leider nicht in allerbester Verfassung am ersten Juli Wochenende nach Frankfurt. Aber was läuft vor und während einer Langdistanz schon perfekt?
Sven (ebenfalls Tristar) und ich checkten Samstag Nachmittag unsere Räder in der Wechselzone am Langener Waldsee ein – Anspannung, Nervosität und Vorfreude lagen deutlich spürbar in der Luft. Rad checken und nochmal checken, Wege ablaufen, dabei feststellen, dass der Weg vom See in die Wechselzone ganz schön weit ist und nochmal ablaufen – damit man am Renntag auch wirklich in die richtige Reihe, zum richtigen Rad läuft (schwarze Canyon Speedmax gibt es zum Glück kaum, das findet man schnell 😉). Nach einem Teller Nudeln ging es ins Bett, so wirklich geschlafen habe ich nicht, aber viel wichtiger ist sowieso die vorletzte Nacht und die war gut.
Die Tage vor dem Rennen hat es etwas abgekühlt uns so war die erste gute Nachricht am Rennmorgen: Neo erlaubt – yes!
Der erste richtige Gänsehautmoment war dann wohl, als über 2000 Athleten am Schwimmstart gemeinsam nach isländischem Vorbild klatschten – ein „Hu“ das wirklich durch den ganzen Körper geht. Die Zeit bis zum Startschuss kam mir unendlich lange vor und ich war einfach nur froh, als es los ging.
Als eine von nur etwa 250 Frauen zwischen so vielen Männern fiel mir das Schwimmen wirklich schwer. Immer wieder habe ich Arme und Beine abbekommen und musste etwas an den Rand schwimmen, damit ich wieder ruhiger atmen konnte. Nach einer Stunde und 9 Minuten stieg ich aus dem Wasser – langsamer als 2021 in Roth. Nachdem ich aber gut 200 Extrameter hingelegt habe, war das für mich in Ordnung und ich war einfach nur froh, das Schwimmen hinter mich gebracht zu haben.
Obwohl ich bis kurz vor dem Rennen noch an meiner Sitzposition am Rad geschraubt hatte, weil ich mich nie wirklich wohl fühlte auf dem Zeitfahrrad, passte am Renntag am Rad sehr vieles – bis auf den Gegenwind, der war wirklich brutal. Aber Gegenwind formt ja bekanntlich den Charakter, also head down and full force! 😊 Nach 183 km und knapp 1600 hm stieg ich nach nur 5:26 h stolz und mit einem wohl geformten Charakter vom Rad und freute mich auf den Marathon durch die Frankfurter City – noch.
Wie immer lief ich getragen von den Menschenmassen den ersten Kilometer viel zu schnell, pendelte mich dann aber auf den ersten 20 km bei einer Pace zwischen 4:45 min/km und 5:00 min/km ein – ich lag genau in meinem Zeitplan und Position 3 meiner AK war erreicht. Die Stimmung am Mainufer war genial und es wäre wohl gelogen, wenn ich behaupten würde, dass die Männer genauso angefeuert werden wie wir Mädels. Mindestens 3 Mal hörte ich völlig entgeisterte Kinder zu ihren Eltern sagen: Mama, Papa, eine Frau! 😊 Sorry liebe Männer, aber zumindest in den Unterstützern an der Strecke sind wir euch zahlenmäßig überlegen 😉
Ab km 20 wendete sich das Blatt allerdings ziemlich schnell. Ich spürte wie beide Oberschenkel langsam zumachten. Mit jedem Schritt wurden die Schmerzen schlimmer und ich musste an Tempo rausnehmen um das Rennen überhaupt ins Ziel zu bringen. Mit jedem Schritt begab ich mich immer tiefer in einen Tunnel und nahm mit jedem Schritt immer weniger von der Außenwelt war. Den Zuschauern, der Familie und den Freunden am Streckenrand nicht mal mehr ein Lächeln schenken zu können tat mir wirklich unfassbar leid und ich wusste, dass gerade meine Eltern wohl genauso gelitten haben wie ich, mich so zu sehen.
Aufgeben war aber keine Option – niemals. Ich lief mit Kopf und Herz und brachte den Marathon nach 3:47h und einer Gesamtzeit von 10:32h ins Ziel am Römerberg. Unfassbar stolz auf die mentale Leistung. Dass ich den 3. Platz in meiner AK verloren habe und vierte geworden bin war mir in diesem Moment einfach vollkommen egal.
Umso schöner und überraschender war es dann, als ich nach dem Ziel erfahren habe, dass es in meiner AK 5 Hawaii Slots gibt!
Jetzt muss ich nur noch meinen Beinen schonend beibringen, dass sie das Ganze im Oktober am anderen Ende der Welt nochmal machen müssen 😊
Auch darüber werde ich natürlich wieder berichten. Bis dahin ein dickes High-five an alle Frankfurt-Finisher und sportliche Grüße an alle, die diesen Roman bis zum Ende gelesen haben 😊
Eure Nadine
Der Tristar gratuliert Nadine Scherübl ganz herzlich für ihre herausragende Leistung, die sie bei den IRONMAN EUROPEAN CHAMPIONSHIP 2023 in Frankfurt erzielt hat.